Über mir wankende Bäume, anmutig tanzend im Wind. Alle zusammen, und doch jeder für sich. Eine kräftige Brise weht mir Blätter ins Gesicht und ich schließe meine Augen. Seit Stunden verharre ich zusammengekauert auf dieser kleinen Lichtung und halte inne. Wartend, auf die eine Eingebung. Mein leerer Notizblock liegt vor mir, obwohl ganz leer stimmt nicht. Unschlüssig mustere ich die notierten Sätze. Meine Inspiration kreist mit den um mich wirbelnden Blättern. Hauchzart, sanft und doch eher bescheiden. Ein Flugzeug rauscht über den Wald und meine Gedanken werden förmlich von den Turbinen hochgezogen. Über den Wolken ist es still, nein still ist der falsche Ausdruck. Es ist laut, aber ich vernehme nur das Rauschen des Windes. Sonst nichts! Mit einer Lautstärke so brutal laut, dass ich es fast schon wieder als still empfinde. Verwirrt lasse ich mich treiben, lege mich auf eine Wolke. Es poltert und dicke Regentropfen machen sich auf den Weg zur Erde. Ich falle und sitze wieder auf der Lichtung. Ich blicke in mein Notizbuch und lese:
„Alfred meinen Cousin, die große Fichte da am Hang. Den haben sie mitgenommen. Nach 100 Jahren! Ratzefatz! Dann war der weg. Gestern hat er mir eine Nachricht geschickt. Ein Kleiderschrank ist er jetzt, im Schlafzimmer von so nem Schnösel.“
„Was du nicht sagst, Gustav. Ich hoffe ich kann hierbleiben.“
„Ach, hier rauskommen, das wärs doch! Dieses langweilige Hin und Herschaukeln habe ich satt. Schau da unten, der versucht verzweifelt einen Text zu schreiben, aber sein Block bleibt leer. Echt fad. Mein Cousin, der erlebt wenigstens was! Letztens, die Ehefrau kam zu früh nachhause und der Mann musste seine Geliebte im Alfred verstecken. Fast wäre es gut gegangen. Doch laut Knarren konnte unser Alfred ja schon immer. Die Ehefrau wurde misstrauisch. Boah, muss das ein Spaß gewesen sein. Endlich mal Action, nicht wie hier! Oder Elfriede, meine Tante zweiten Grades, die ist zu einem Regal im Wohnzimmer verarbeitet worden. Sie schwärmt so von diesem Netflix. Ich will endlich mal raus in die Welt und was erleben. Du nicht?
„Mhmm ich weiß ja nicht, Menschen sind irgendwie komisch…“
Ich klappe mein Notizbuch zu und schmunzele.
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